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Echo: Lindenberg räumt ab, Campino teilt aus

In Berlin ist der Musikpreis Echo verliehen worden. Großer Gewinner des Abends war ein Panikrocker. Auch andere Musiker freuten sich, aber nicht alle waren glücklich – und das lag an Jan Böhmermann. Campino richtete böse Worte an den Satiriker.

Jan Böhmermann hatte kurz vor der Preisverleihung über die „seelenlose Kommerzkacke“ hergezogen, die beim Echo ausgezeichnet werde. Er selbst war am Abend gar nicht dabei. Trotzdem war der Satiriker wichtigstes Gesprächsthema:. Vor allem Campino reagierte auf Böhmermanns Kritik – auf der Bühne schoss der Toten-Hosen-Sänger zurück: „Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann“, schimpfte Campino. Er sprach auch von „Böhmermannschem Zeitgeistgeplapper“.

Aber sonst fühlte sich der Abend wie ein Familientreffen an: Man freute sich, dass man sich mal wieder sah, wusste ungefähr, was jeder und jede so treibt – und verlor sich dann schnell wieder aus den Augen. Als Andrea Berg sich ihren Preis in der Schlager-Kategorie für „Seelenleben“ abholen sollte, wurde nicht mal ihr Name genannt. Xavier Naidoo summte eines ihrer Lieder, jeder im Saal wusste sofort, wer gemeint war.

 Und fast alle waren zum Familientreffen der deutschen Musikbranche gekommen: Udo Lindenberg und BAP-Sänger Wolfgang Niedecken, Rammstein-Frontmann Till Lindemann, Lena Meyer-Landrut, Johannes Oerding, Henning Wehland und Daniel Wirtz, Tim Bendzko, Wincent Weiss und Max Giesinger. Auch Beth Ditto – die frühere Sängerin der Band Gossip ist inzwischen solo unterwegs.

Zwei Preise für die Favoriten, drei für den Altrocker

Großer Gewinner des Abends war ein Altrocker: Udo Lindenberg räumte gleich drei Preise ab. Rocker Marius Müller-Westernhagen erhielt den Preis für sein Lebenswerk. Der englische Bluessänger Rag’n’Bone Man erhielt zwei Echos, die deutschen Studenten-Rocker AnnenMayKantereit wurden ebenfalls zweimal ausgezeichnet. Auch die Favoriten des Abends mussten sich mit zwei Preisen zufrieden geben: Das Hip-Hop-Trio Beginner war in vier Kategorien nominiert, gewann letztlich aber nur in den Sparten Hip Hop/Urban national und den Kritikerpreis.

Zur 26. Ausgabe sollte der Echo erneuert werden – mit weniger Kategorien und einem strafferen Ablauf. Und tatsächlich: Dieses Mal wirkte die Show kompakter, fast durchgetaktet, die Preise wurden mehr oder weniger zügig ausgerufen. Aber warum zum Beispiel der britische Blues- und Soulsänger Rag ’n’ Bone Man gleichzeitig als bester internationaler Künstler und als bester Newcomer ausgezeichnet wurde, und warum sich die Broilers den Preis per Video selber gaben – das wurde nicht klar. Diese und andere Entscheidungen erschienen undurchsichtig, konfus, willkürlich.

Echo 2017: Das sind die Preisträger

  • Album des Jahres: Udo Lindenberg („Stärker als die Zeit“)
  • Hit des Jahres: Drake feat. WizKid & Kyla („One Dance“)
  • Künstler Pop national: Udo Lindenberg („Stärker als die Zeit“
  • Künstlerin Pop national: Ina Müller („Ich bin die“)
  • Band Pop national: AnnenMayKantereit („Alles Nix Konkretes“)
  • Schlager: Andrea Berg („Seelenbeben“)
  • Volkstümliche Musik: Andreas Gabalier („MTV Unplugged“)
  • Hip-Hop/Urban national: Beginner („Advanced Chemistry“)
  • Dance national: Alle Farben („Music Is My Best Friend“)
  • Rock national: Broilers („sic!“)
  • Künstler international: Rag ‚n’ Bone Man („Human“)
  • Newcomer national: AnnenMayKantereit („Alles Nix Konkretes“)
  • Newcomer international: Rag ‚n’ Bone Man („Human“)
  • Produzent national: Herbig/Menzel/Seifert für Udo Lindenberg („Stärker als die Zeit“)
  • Bestes Video national: Sophie Lakow/Doz Zschäbitz für Von Wegen Lisbeth („Bitch“)
  • Kritikerpreis national: Beginner („Advanced Chemistry“)
  • Lebenswerk: Marius Müller-Westernhagen
  • Beste internationale Künstlerin: Sia
  • Bester Band international: Metallica („Hardwired … To Self-Destructed“

Quelle/Foto: dpa